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Mobirise

2000

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Laden für Nichts, Leipzig
Installation/Aktion "Heizen, Regeln, Warmes Wasser"

Im Laden für Nichts – das Original befand sich damals noch in der Leipziger Bachstraße – installierten wir eine Selbstmordszene. Diese war nur durch einen Schlitz des fast geschlossenen Schaufensters zu sehen. Im Schaufenster selbst lagen zusätzlich ein Ratgeber-Buch über Smalltalk und ein angefangenes Glas Nutella. Bereits am Abend nach dem Aufbau wurde die Aktion von der Polizei beendet. Die Möglichkeit, die Installation mit einem Schild „Vorsicht Kunst!“ zu versehen, lehnten wir ab. Stattdessen blieb die Galerie bis zur Finissage geschlossen.

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Wave-Gotik-Treffen, Leipzig Installation "Chillout Room"


Anlässlich des Wave Gotik Treffens hatte solitaire factory die Gelegenheit, in der Messehalle 16 des Alten Messegeländes eine Chillout Zone zu gestalten. Das WGT, dessen Konzerte und Events zu dieser Zeit noch über die ganze Stadt verteilt waren, nutzte die Halle speziell für die Industrial- und EBM-Szene.

Unser Konzept sah vor, durchaus mit einem ironischem Augenzwinkern, einen krassen Gegensatz zu der lauten und infernalischen Szenerie in der Messehalle zu schaffen. In einem großen Nebenraum bauten wir ein weißes, zwölf Meter langes und 1,60 m breites Podest. Beleuchtet wurde der Raum von Friedhofslichtern auf einer großen Plexiglasplatte über dem Podest. Einzige Dekoration waren dürre, blattlose Äste, die schei bar zufällig an den Wänden und in den Ecken herum lagen. Dazu hörte man ununterbrochen Franz Schuberts „Winterreise“. Zu unserer Überraschung und Freude wurde der Raum von den WGT-Besuchern sehr gut angenommen. Ständig saßen und lagen dutzende Menschen auf dem Podest und entspannten sich bei klassischer Musik vom Lärm der nebenan spielenden Industrial-Bands. 

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Freiluftgalerie Stötteritz, Leipzig
"Kopf-Los"
Beteiligung mit Installation "Heiße Luft" 

In den Boden des Eingangsbereiches der Freiluftgalerie war ein Gitterrost eingelassen, durch welchen heiße Luft nach oben strömte. Diese Arbeit war ein (zugegebenermaßen etwas böser) Kommentar zur mittlerweile bedauerlichen Bedeutungslosigkeit der traditionsreichen Open-Air-Galerie. Die Freiluftgalerie in Stötteritz, vor allem ein Projekt des Malers und Bildhauers Günther Huniat, der auch sein Atelier u mittelbar hinter dem Ausstellungsgelände hatte, war seit den 70er Jahren bis Ende der 80er Jahre ein wichtiger Treffpunkt nicht nur für die Kunstszene, sondern auch für kritische Geister und Vertreter der Leipziger Subkultur. Der berühmte „1. Leipziger Herbstsalon“, eine halblegale, von Künstlern organisierte Ausstellung in der Leipziger Innenstadt, ging maßgeblich von den Protagonisten der Freiluftgalerie aus. Seit Mitte der 80er Jahre war für angehende Künstler wie uns die Galerie ein wichtiger Anlaufpunkt. Dort entstanden nicht zuletzt viele Freundschaften, die bis heute andauern.

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Lübeck, öffentlicher Raum
Soundinstallation/Aktion
"primum non nocere" 

Nächtliche Beschallung der Stadt mit Regenwald-Geräuschen

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Tagebau Zwenkau
"Abraumbrücke 18", Happening mit dem Film „Wiedergutmachung durch Arbeit“
In Zusammenarbeit mit dem Leipziger Tanztheater

Gesamtkonzeption, Organisation u. technische Leitung: KunstRäume Leipzig e.V.
Projektleitung: Gabriele Weis
Konzeption, künstlerische Leitung und Musikauswahl: solitaire factory
Film „Wiedergutmachung durch Arbeit“:
solitaire factory unter Verwendung von Archivmaterial von Thomas Schäfer und Karsten Hallebach. (Teil 1)
Kamera: Jens Pfuhler (Teile 2 und 3)
Schnitt: Mike Brandin
Sprecher: Matthias Stein, Burkhard Damrau
Tanz: Tanztheater Leipzig unter Leitung von Peter Hanss
Choreografie: Jonna Huttunen
Kostüme: Jonna Huttunen
Unter Verwendung von Musik von:
Patrick Doyle, Laibach, 300.000 V.K., Ministry, Anton Bruckner, Sandow und Peter Tschaikowski
Technische Realisierung: Thomas Birke
Licht und Ton: Thomas Hauff, Ingo Koch
Videodokumentation: Holger Teupel
Nachbearbeitung: Holger Teupel, Katja Schößler 

Der Leipziger Südraum war über Jahrzehnte vom Abbau und der Verarbeitung von eher minderwertiger Braunkohle geprägt. Die Tagebaue vernichteten Wälder, Felder und ganze Dörfer. Die Braunkohle verarbeite den Betriebe stammten zum Teil aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ökologisch waren sowohl der Bergbau als auch die angegliederte Industrie eine Katastrophe für die gesamte Region. Kohlestaub lag immer in der Luft, besonders bei tiefem Wolkenstand und bei Regen. Als Leipziger kannten wir die Probleme sehr gut. Wehte der Wind aus südlicher Richtung, konnte man die Emissionen der Espenhainer Werke deutlich riechen; musste man mit dem Auto durch dieses Gebiet fahren, kurbelte man beizeiten das Fenster hoch.

Die Mitglieder der Künstlerguppe hatten zum Teil auch sehr direkte Berührungen mit der Braunkohleproblematik gehabt. So war Carsten Busse als Auszubildender fast ein Jahr lang in Espenhain, wo er während seiner Ausbildung einer Reparaturbrigade zugeteilt war. Thomas Wauers Großeltern stammten aus Eythra, einem Dorf, das dem Tagebau Zwenkau weichen musste. Nach dem Zusammenbruch der DDR änderte sich die Situation radikal. Die Stillegung der unrentablen Betriebe führte zu einer erstanlich schne len Regeneration der Umwelt, die Landschaft ist heute von großen Seen – ehemaligen Tagebaulöchern – geprägt. Auf die ökologische folgte jedoch eine soziale Katastrophe. Tausende Arbeitsplätze gingen in kürzester Zeit verloren. Die gesamte, über Generationen von der Kohle abhängige, Region fand sich in den 90er Jahren zu großen Teilen arbeitslos in einer verwüsteten Landschaft wieder.

Im Jahr 2000 fiel die Entscheidung, die Abraumförderbrücke 18 im Tagebau Zwenkau, mit 253 Metern Länge die größte ihrer Art in Europa, zu sprengen und den Tagebau selbst zu fluten. Die Erhaltung dieses Denkmals mitteldeutscher Industriekultur wäre zu teuer geworden und der Tagebau selbst sollte geflutet und zu einem Naherholungsgebiet umgestaltet werden. Vor dem Abriss sollte die Förderbrücke jedoch noch als gigantischen Kulisse für ein künstlerisches Happaning dienen. Die Initiative dazu ging vom Verein KunstRäume Leipzig e.V. aus. Gemeinsam mit dem Leipziger Tanztheater hatte solitaire factory die Möglichkeit, für den 9. September 2000 ein großes Kunstprojekt direkt im Tagebau Zwenkau zu organisieren. Die Gelegenheit, ein multimediales Projekt in dieser Größenordnung zu planen, war eine große Herausforderung.
Von Anfang an war klar, dass die Förderbrücke selbst der Star des Abends werden würde. Allein ihrer massiven Präsenz musste mit den zur Verfügung stehenden Mitteln künstlerisch in einer Form begegnet werden, welche das Bauwerk zwar in die Konzeption einbezieht, die Konzentration der Besucher jedoch auf die künstlerischen Darbietungen fokussiert. Aus diesen Überlegungen heraus konzipierte solitaire factory ein Projekt, bei welchem sich die Aufführung des Tanztheaters mit einem dreiteiligen Film abwechselt bzw. ergänzt. Der Musik kam dabei eine große Bedeutung zu. Die drei Teile des Tanztheaters wurden mit Musik von Laibach, Ministry, 300.000 v.k. und Sandow bespielt; für den Film „Wiedergutmachung durch Arbeit“ wurde Musik von Patrick Doyle, Anton Bruckner und Peter Tschaikowski verwendet.
Die Choreografie für die Tanztheater-Teile stammte von der finnischen Choreografin Jonna Huttunen, welche auch für die Kostüme der Tänzerinnen und Tänzer verantwortlich zeichnete.
In der Presse war im Vorfeld von einem „Kulturspektakel“ die Rede.

„Nach der Vorführung strahlt die Förderbrücke, illuminiert durch Lichtinstallationen, für zwei Stunden in den nächtlichen Himmel. Die Zuschauer können auf einer Anhöhe am Rande des Tagebaus bei Häppchen und Sekt das leuchtende Schauspiel beobachten.“ (LVZ, 16.08.2000)

Diese – sicher gut gemeinte – Werbung für die Kunstaktion lockte am Abend der Aufführung tatsächlich etwa 1.500 Zuschauer in den Tagebau, – weit mehr als die Beteiligten erwartet hatten. Das von den meisten erwartete Lichtspektakel fand jedoch nicht statt, denn die Performance war keineswegs als romantisches Abendunterhaltungsprogramm geplant. Bereits bei der Ankunft des Publikums wurden die Besucher auf einem Sandweg, nur von LKWs beleuchtet, in den dunklen abendlichen Tagebau geleitet, beschallt von einem dumpfen Loop, der sich etwa eine Stunde lang permanent wiederholte. Die Abraumförderbrücke war dabei zunächst nur schemenhaft partiell zu erkennen. Aufgrund ihrer Größe war sie trotzdem stets auf schwer zu beschreibender Weise geradezu bedrohlich präsent.

Die Monumentalität der Förderbrücke setzte solitaire factory in Bezug zu brachialer Industrialmusik, welche der expressive Tanz des Leipziger Tanztheaters in Bewegung transformierte. Die ersten beiden Filmteile bezogen Texte in die Performance ein, die Musik war passend zu den Themen „ARBEIT“ und „BILANZ“ ausgewählt. Im ersten Teil wurde in Wochenschau-Ästhetik auf absurde Weise die Rolle der Kohle bei der Industrialisierung verherrlicht. In „BILANZ“ berichtete ein fiktiver Arbeiter bei getragener klassischer Musik über sein Leben im Kohlerevier. Der dritte Teil „WIEDERGUTMACHUNG“ zeigte die drei Künstler der solitaire factory beim hoffnungslosen Versuch, das gigantische Tagebau-Loch mit Briketts wieder aufzufüllen.

Den Abschluss bildete das minutenlange Aufheulen einer Sirene, der sich das im Tagebaugebiet nur allzu bekannte laute kreischende Dröhnen des sich ins Erdreich fressenden Baggers anschloss. Erst jetzt wurde die Abraumförderbrücke beleuchtet, was dem lauten und martialischen Abend für das zahlreich erschienene Publikum dann doch noch ein versöhnliches Ende bescherte.

Die für den Großteil des Publikums ungewohnten Klänge, die brachiale Tanztheater-Performance, und natürlich der merkwürdige Film, bei welchem sich viele Besucher nicht sicher waren, was darin ernst gemeint und was ironisch überzeichnet, was davon wahr und was erfunden war, sorgte für teilweise für Verwirrung und gelegentlich auch für Verstimmung. Insgesamt jedoch wurde der Abend sehr positiv bewertet. Die zwiespältige Aufnahme des Happenings durch das Publikum sorgte dafür, dass die Aktion unmittelbar nach der Aufführung auch innerhalb der Künstlergruppe kritisch diskutiert wurde. Die entscheidende Frage dabei war: Muss das Publikum wirklich das bekommen, was es erwartet hat? Natürlich war die Antwort schnell gefunden – nein, natürlich nicht. Solitaire factory hatte ein Kunstwerk versprochen und solitaire factory hat ein Kunstwerk geliefert. Gerade die Reserviertheit eines Teils des Publikums hat gezeigt, dass Kunst, will sie Reflektion anregen, kompromisslos sein muss.

„AFB 18“ war für solitaire factory eines der größten und wichtigsten Projekte. Der Film „Wiedergutmachung durch Arbeit wurde anschließend in verschiedenen Zusammenhängen noch mehrmals gezeigt.

So zum Beispiel in der Ausstellung „Blick zurück nach vorn“ der Bonner Montag Stiftung für Kunst, bei der „1st NSK Folk Art Biennale“ in der Spinnerei Leipzig, als Beitrag zum Workshop „Horizonte 2050“ im Leipziger Tapetenwerk und anlässlich der Tage der Industriekultur bei der Veranstaltung „Kohle ist Brot – Trbovlje, Orgreave, Zwenkau“ gemeinsam mit Videos von und über Laibach und Test Department im Kulturny Dom Lipsk/Salon Similde.

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Prater und öffentlicher Raum, Berlin
"Tag der Abrechnung", Aktion "1000 Dank!"

Am 3. Oktober 2000, am 10. Jahrestag der Deutschen Einheit, verteilte solitaire factory in Berlin 1000 kleine Kärtchen im Stil von Zeugen-Jehovas-Propaganda mit je einem Eukalyptus-Bonbon und einem Schreiben des „Bundesministeriums für Wiedergutmachung“, womit sich die Künstlergruppe als vermeintliche Vertreter der Bundesregierung für das Verständnis der Bevölkerung für „die kleinen Ungerechtigkeiten, die politische Entscheidungen gelegentlich mit sich bringen“ bedankte.

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Neuer Sächsischer Kunstverein, Dresden
"Herbstsalon 2000"
Beteiligung