Mobirise
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1998

Galeria Awangarda, Wroclaw, Polen
"Vitale Module"
Beteiligung mit "N.E.W.S."

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Mädlerpassage, Leipzig
"Fetisch-Fetisch"
Beteiligung  

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Ostprodukte/Die Würde des Menschen ist unantastbar
Beteiligung am Kunstprojekt „Zeitriss“
Atelier Sömmering, Köln


In der Zeit nach der Wiedervereinigung orientierte sich ein Großteil der ostdeutschen Bevölkerung ausschließlich am Westen, was sich auch auf ihr Kaufverhalten auswirkte. Selbst qualitativ miderwertige Westprodukte wurden Waren aus heimischer Produktion vorgezogen, was viele einheimische Betriebe in den Ruin trieb.
Mit einem Video und einer T-Shirt-Edition reihte sich solitaire factory in eine Werbekampagne für ostdeutsche Produkte ein, welche zum Ziel hatte, auf das wirtschaftliche Potenzial der „neuen Bundelsänder“ hinzuweisen und vor allem gerade die Ostdeutschen wieder zum Kauf heimischer Produkte zu bewegen. Überall tauchten nun Waren mit den Aufschriften „Produziert in den neuen Bundesländern“ auf. Werbung für Produkte aus dem Osten war in der Regel die Aufgabe westdeutscher Agenturen, welche wie immer die niedersten Instinkte ihrer Zielguppe bedienten, was gerade im Kontext der ostdeutschen Mentalität, sich als Sieger und Opfer der Geschichte gleichzeitig zu sehen, oftmals besonders peinlich war.
Als Reaktion darauf drehte solitaire factory eine Reihe Videoclips für tatsächlich existierende „Ostprodukte“. Ziel war es, diese Werbefilme so schlecht und so ungelenk wie möglich zu produzieren. Die entstandenen Clips, die auf VHS zu einer Art Anti-Cannes-Rolle zusammengefasst wurden, strotzten von wackelnden Kamerabildern, langatmigen Einstellungen, Versprechern und unpassenden Schnitten. Die „beworbenen“ Produkte selbst wurden teilweise völlig zweckentfremdet dargestellt und ein spontaner Lachanfall während des Drehens wurde zum Bestandteil des Werbefilms.
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"Die Entscheidung – Ein deutsches Hausmeisterfamilienschicksal "
Buchedition zur Eröffnung der GfzK
Leipzig,

In einer auf vierzig Exemplare beschränkten Edition gab solitaire factory 1998 das Buch „Die Entscheidung – Ein deutsches Hausmeisterfamilienschicksal“ als Multiple heraus. Die Innenseiten waren (noch) unbeschriebene Blätter. Der Anlass der Edition war die Eröffnung der Galerie für zeitgenössische Kunst; bei der auf dem Einband abgebildeten Familie handelte es sich tatsächlich um den kurz vorher eingestellten Hausmeister, dessen Ehefrau und ihr Kind.
Da wir bereits im Vorfeld der Eröffnung gelegentlich kleine Jobs für die Galerie erledigten, lernten wir die Familie kennen und sahen große Schwierigkeiten voraus. Es erschien uns interessant, auf das Leben jener hinzuweisen, die selbst keine Künstler, aber für den Betrieb eines gut funktionierenden Kunstortes unbedingt notwendig sind. Wer, wenn nicht der Hausmeister, entscheidet über das Wohl und Wehe einer öffentlichen Einrichtung? Dass es schon vor der Eröffnung der GfzK Reibereien zwischen der Familie und Klaus Werner, dem Direktor, gekommen war, ahnten wir nur, mit Sicherheit sahen wir aber Probleme verschiedenster Art auf beide Seiten zukommen.  
Das Erscheinen des Buches am Tag der Eröffnung war insofern besonders brisant, als dass die beiden Angestellten tatsächlich am gleichen Morgen ihre Kündigung erhielten. Da sie jedoch an diesem Tag noch in Anstellung waren, ergab sich die makabere Situation, dass die Frau des Hausmeisters am Abend neben den Ausstellungskatalogen auch unsere Bücher verkaufen musste, deren tragische Helden sie selbst und ihre Familie waren.
Umschlagtext:
Ein junges Ehepaar entscheidet sich, in der neuen Galerie für zeitgenössische Kunst die Hausmeisterstelle zu besetzen. Mit ihrer kleinen Tochter beziehen sie das Kutscherhaus der ehemals hochherrschaftlichen Herfurthschen Villa. Inmitten von Kunstwerken richten sie sich ihr Leben ein. War es eine richtige Entscheidung?
In einem Hochhaus gegenüber sitzt ein behindertes Kind am Fenster und dokumentiert mit Fernglas und Tagebuch den Alltag der Hausmeisterfamilie. Was wird die Zukunft bringen? Noch ist die Geschichte nicht geschrieben.
„Ich halte es für sehr sinnvoll, dass die Stadt selbst zum Objekt der Kunst wird. Künstler kommen hierher, suchen sich Räume, spüren deren Geschichte auf und überformen sie. Die Kunst verändert damit ihren eigentlichen herkömmlichen Gegenstand, sie nimmt Realität an. Deshalb ist es falsch zu sagen, dass sie des Kaisers neue Kleider trage. Sie trägt das Kleid der Straße. Darin steckt ein starkes unterschwelliges Bekenntnis zur Expansion in die Wirklichkeit ... Sie schreckt vor nichts zurück.“
Dr. Klaus Werner, Direktor der GfzK
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Wettbewerbssieger Gestaltung eines Brunnens für den Nikolaikirchhof, Leipzig
mit Architekturbüro Weis & Volkmann

Realisiert wurde der zweitplatzierte Entwurf von David Chipperfield. 

Gemeinsam mit dem Architekturbüro Weis & Volkmann beteiligte sich solitaire factory an einem Wettbewerb der Kulturstiftung Leipzig zur Gestaltung des Nikolaikirchhofs. Die Ausschreibung sah vor, den historisch bedeutsamen Platz (Ausgangspunkt der 89er-Ereignisse) mit einem Brunnen zu bereichern. Bereits im Vorfeld wurde entschieden, dass ein Entwurf des Künstlers Andreas Stötzner für ein „Wende-Denkmal“, nämlich die originalgetreue Nachbildung einer Säule der Nikolaikirche, auf dem Platz realisiert werden soll.
Die Jury entschied sich für unseren Brunnenentwurf. Dieser sah vor, einen leicht geschwungenen Wasserlauf in ein flaches Becken münden zu lassen, wobei das Wasser mit starker Strömung fließen und in einem Strudel im Boden verschwinden sollte. Die Form war bewusst sehr zeitgemäß; die Baustoffe richteten sich allerdings nach den schon vorhandenen, den Platz bestimmenden Materialien (roter Porhyr und Schlacke-Pflastersteine).
In seiner Materialität und unaufdringlichen Eleganz hätte sich der Brunnen sehr gut in das Gesamtbild des Nikolaikirchhofes integrieren lassen. Außerdem hätte er einen hohen Aufenthaltswert garantiert, da er sich außerordentlich gut zum Sitzen und Erfrischen geeignet hätte.
Ausgelöst von einem offenen Brief des Künstlers Stötzner an die Leipziger Volkszeitung, in welchem heftig gegen unseren Entwurf polemisiert wurde, entstand eine merkwürdige Scheindebatte, die – wie sich bald herausstellen sollte – in erster Linie vom Umfeld Stötzners sowie einer Handvoll Traditionalisten lanciert wurde. In der Öffentlichkeit stellte sich dies fälschlicherweise als breite Front gegen den Brunnenentwurf dar. In der LVZ erschienen, trotz permanenter Dementis unsererseits, immer wieder die gleichen Falschaussagen und Halbwahrheiten. Die Folge war, dass die Kritiker des Entwurfs auch den Vorstand der Kulturstiftung dahingehend beeinflussten, den demokratisch abgestimmten Entscheid der Fachjury zu kippen. Um die Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der „friedlichen Revolution“ nicht mit dieser Debatte zu überschatten, sah sich der Leipziger Oberbürgermeister Tiefensee schließlich zur Intervention gezwungen und legte das Projekt zunächst auf Eis. Einige Zeit später wurde – ohne die Wettbewerbsgewinner davon in Kenntnis zu setzen – der zweitplatzierte Entwurf des Londoner Architekturstars David Chipperfield realisiert.
Was in der Debatte nie zur Sprache kam, war der hintergründige Verweis auf die teilweise leider fragwürdigen Ergebnisse der „Revolution“ – das die demonstrierenden Menschen und die nicht zu bremsenden Ereignisse symbolisierende Wasser verlor sich in einer hoffnungslosen Kreisbewegung, um in einem Strudel zu verschwinden.
Die Modellfotos zeigen den Brunnen in seiner ersten Fassung. Später wurde entschieden, das Porphyrelement, welches den Wasserlauf einseitig begrenzt, auf die andere Seite, also in Richtung Nikolaikirche zu verlegen, damit der Brunnen von der Kirchenseite aus offen begehbar ist. Während der Wasserlauf selbst mit einem Gefälle versehen werden und sich zum Becken hin erweitern sollte, war für die Porphyrscheibe eine konstante Höhe von ca. 70 cm vorgesehen. Der gesamte Brunnenkörper sollte unter Verwendung der Originalpflastersteine fließend aus dem Platz „herauswachsen“, und somit nicht als Fremdkörper wirken. Das kreisrunde Becken, welches den Abschluss des Wasserlaufs bildet, sollte fast ebenerdig angelegt sein.